Marie-Claire Indilewitsch und Udbela Escanero haben beim 52. Landeswettbewerb „Jugend musiziert“ im März 2015 in Berlin einen Ersten Preis und einen Förderpreis der Carl Bechstein Stiftung erhalten. Und in dem halben Jahr, in dem die beiden jungen Musikerinnen nun zusammenspielen, hat sich zwischen ihnen eine echte Freundschaft entwickelt.
Zusammengebracht haben die beiden vor dem Wettbewerb ihre Klavierlehrer am Julius-Stern-Institut für musikalische Nachwuchsförderung: Denn Udbela wird dort von Astrid Lietz unterrichtet, während Marie-Claire von deren Ehemann, Stefan Lietz, betreut wird. Und ohne diese glückliche Fügung hätten sich Marie-Claire, die das Berliner Humboldt-Gymnasium besucht, und Udbela, die zum Canisius Kolleg geht, vielleicht auch nie angefreundet.
Für Marie-Claire war der Weg zum Klavier fast vorgezeichnet: Sie saß schon als Kleinkind neben dem Instrument, wenn ihre Mutter andere Kinder unterrichtete. Mit drei Jahren begann sie dann selbst, Klavier zu spielen. Allerdings erhielt sie den Unterricht nicht von ihrer Mutter: „Ich hatte ihre ältere Schwester bereits unterrichten wollen, was aber nicht wirklich geklappt hat“, erklärt Galina Indilewitsch, die vor 25 Jahren mit der Familie aus Russland nach Deutschland gekommen war. So erhielt Marie-Claire die ersten Klavierstunden von der russischen Klavierpädagogin Mira Bondar.
Mit sechs Jahren gewann Marie-Claire beim Regionalwettbewerb „Jugend musiziert“ einen ersten Preis mit 24 Punkten – und erhielt im Beratungsgespräch die Empfehlung, sie solle später die Aufnahmeprüfung am Julius-Stern-Institut machen. Marie-Claire singt auch gern (früher im Kinderchor der Komischen Oper, heute in der Mädchen-Singakademie der Universität der Künste), widmet sich aber auch ihren anderen Leidenschaften: So war sie 2013 Vizemeister im Schach bei den Mädchen in Berlin und hatte sich damit sogar für die deutsche Meisterschaft qualifiziert. Außerdem besucht sie von der Mathematischen Schülergemeinschaft aus eine Mathe-Gruppe an der Technischen Universität. So dass sie derzeit auch Mathematikerin als Berufswunsch angibt.
Udbela Escanero ist nicht weniger talentiert. Als Tochter eines mexikanischen Diplomaten und einer chinesischen Künstlerin, wurde sie 2002 in New York City geboren, hat danach jedoch schon in vielen Ländern gelebt und spricht Chinesisch, Spanisch, Englisch, Französisch und mittlerweile auch Deutsch so gut wie eine Muttersprache. Von ihrer Mutter bekam sie in Kalifornien den ersten Klavierunterricht, später in Paris wurde sie Schülerin von Madame Martine Bosc, einer älteren Dame, zu der sie bis heute in engem, geradezu familiären Kontakt steht.
Und obwohl Udbela Escanero seit anderthalb Jahren in Berlin lebt und seit November 2013 am Julius-Stern-Institut unterrichtet wird, ist sie noch regelmäßig in Paris, wo ihr Vater als mexikanischer Botschafter bei der UNESCO arbeitet. Für Marie-Claire hatte das den schönen Effekt, dass sie mit ihrer Mutter während der Winterferien die Escaneros in Paris besuchen konnte. Die Proben für den deutschen Nachwuchswettbewerb fanden quasi unter dem Eifelturm statt. Und aus zwei kleinen Pianistinnen wurden zwei befreundete Familien.
Ob das Klavierduo Bestand haben wird? Udbela zieht mit ihren Eltern in Kürze nach Südafrika, wohin ihr Vater als Botschafter berufen wurde. Das Duo soll aber weiter bestehen. Zumal 2016 ein Besuch des mexikanischen Staatspräsidenten in Deutschland geplant ist. Und dann sollen Udbela und Marie-Claire womöglich im kulturellen Rahmenprogramm auftreten. Na dann, viel Spaß bei den Proben in Südafrika!
Beim Besuch im C. Bechstein Centrum Berlin spielten Marie-Claire Indilewitsch und Udbela Escanero am 8. April 2015 zwei Sätze aus der Dolly-Suite op. 56 von Gabriel Fauré, die Sie auf dem Youtube-Kanal der Carl Bechstein Stiftung sehen können.
Fauré: Dolly-Suite – Mi-a-ou:
https://www.youtube.com/watch?v=d1Yq2tWmJO8
Fauré: Dolly-Suite – Le jardin de Dolly
https://www.youtube.com/watch?v=MJm-KSxnc0s