Selbst die hochkarätige Jury versetzten sie zeitweise ins Staunen: Beim neunten Carl Bechstein Wettbewerb für Kinder und Jugendliche wurden am vergangenen Wochenende in Berlin mehrere Klavierduos ausgezeichnet, die auf einem Niveau spielten, das man ihrem Alter normalerweise nicht zutraut.
Zum dritten Mal war der Wettbewerb ausgeschrieben in der Kategorie Klavierduo, diesmal vierhändig an einem Flügel. Und unter den zahlreichen hervorragenden Duos ragten die Ersten Preisträger der Kategorien 3 (14 bis 15 Jahre) und 4 (16 bis 17 Jahre) heraus: Geradezu verblüffend, mit welcher musikalischen Meisterschaft die erst zehnjährige Sophie Elisabeth Wagner aus Wachtberg bei Bonn gemeinsam mit ihrem fünfzehnjährigen Bruder Alexander William an Franz Liszts 212-tem Geburtstag dessen hochvirtuose Ungarische Rhapsodie Nr. 2 spielte.
Ebenfalls mit einem Ersten Preis in der Altersgruppe III wurden Mina Selina und Marie Elisa Himpel aus Hannover ausgezeichnet, die im Preisträgerkonzert Francis Poulencs Sonate zu vier Händen FP8 mit großer musikalischen Reife interpretierten.
Das Duo Valeria Erandi und Alejandro González Gerwig begeisterte mit Paul Dukas‘ „L’apprenti sorcier“ und knüpfte mit dem Ersten Preis in der Altersgruppe IV an den Erfolg von vor sieben Jahren an, als die Geschwister aus Königswinter den Ersten Preis in der Altersgruppe I erhalten hatten.
Vergeben wurden die Auszeichnungen 2023 von den erfahrenen (Duo-)PianistInnen und KlavierpädagogInnen Prof. Wolfgang Manz (Vorsitzender), Wei Chen, Götz Schumacher, Alina Shalamova und Sivan Silver, die eine ausgesprochen harmonische Jury bildeten. In der Altersgruppe I sprach die Jury Maximilian Hongchen Zhu und Yishi Huang aus Baden-Württemberg den Ersten Preis zu und in der Altersgruppe II demDuo Darian Leonid Müller und Parzival Passa Namsoongnein aus Würzburg. Das letztere Duo sicherte sich für seine Kurtág-Interpretationen auch den Sonderpreis für die beste Interpretation eines zeitgenössischen Werks in dieser Altersgruppe, der in der Altersgruppe III ans das Duo Klėja und Kaja Kašubaitė aus Berlin ging.
Die Fondation Hindemith vergab erstmals beim Carl Bechstein Wettbewerb zwei Sonderpreise für herausragende Hindemith-Interpretationen, die in der Altersgruppe III an die Duos Andrey Azpiri Munoz und Michael Kabanovsky aus Berlin sowie an Mina Selina und Marie Elisa Himpel überreicht wurden.
„Die Carl Bechstein Stiftung hat sich mit diesem Wettbewerb auch zur Aufgabe gemacht, bewusst das gemeinsame Musizieren zu fördern“, stellte Gregor Willmes, Vorstandsvorsitzender der Carl Bechstein Stiftung, nach dem Wettbewerb fest. „So setzen wir den zahlreichen Solo-Wettbewerben, die es mittlerweile auch für Kinder und Jugendliche gibt, alle zwei Jahre bewusst ein kammermusikalisches Pendant entgegen. Das führt zwar zu weniger Anmeldungen als bei Solowettbewerben, aber nicht zu einer verminderten künstlerischen Qualität.“
Der nächste Carl Bechstein Wettbewerb findet vom 18. bis 20. Oktober 2024 im Schloss Britz statt und ist dann wieder der Kategorie „Klavier solo“ gewidmet.
Fotos: © Patricia Haas/Carl Bechstein Stiftung
Pressefotos Carl Bechstein Wettbewerb