Bewegende Momente in Gabčíkovo
Beitrag vom20. September 2023
Das Ensemble des Kharkiv National Academic Opera and Ballet Theater benannt nach M.V. Lysenko musste mit Orchester, Ballett, Chor und Solisten unter ihrem Chefdirigenten Dmytro Morozov zu Beginn des Überfalls auf die Ukraine fliehen und hat in der Slowakei eine sichere Unterkunft gefunden. Als Vorstandsvorsitzender der Carl Bechstein Stiftung reiste ich nun nach Gabčíkovo, um dort an Igor Tuluzov, dem Direktor der Oper einen C. Bechstein Konzertflügel offiziell zu übergeben, der dem Ensemble nun im Exil für Proben und Konzerten zur Verfügung steht.
Das Humanitäre Zentrum in Gabčíkovo ist keine Schönheit. Die nüchterne Gebäude-Ensemble in der slowakischen Kleinstadt hat auch sicherlich schon bessere Zeiten erlebt. Kein Wunder also, dass die Musikerinnen und Musiker des Skhid Opera Symphony Orchestra mit Chor und Solisten unter ihrem Chefdirigenten Dmytro Morozov sehnlichst darauf warten, in ihre Heimat zurückkehren zu können. Doch gleichzeitig spürt man die tiefe Dankbarkeit der Menschen, die nach dem Überfall auf die Ukraine hier eine sichere Unterkunft gefunden haben. Igor Tuluzov hatte nach Kriegsbeginn nicht viel Zeit zu entscheiden, wie er seine Musikerinnen und Musiker in Sicherheit bringen konnte. Denn Kharkiv liegt nur etwa 20 Kilometer von der Grenze zu Russland entfernt und war direkt heftigen Angriffen ausgesetzt. 90 Prozent des Ensembles ging ins Exil, der Großteil der Musikerinnen und Musiker lebt bis heute in Gabčíkovo. Hier können sie mit ihren Familien ohne Angst vor Bombardements leben und arbeiten. Insgesamt sind es 200 Menschen, die aber nur ein Fünftel jener 1.000 Ukrainerinnen und Ukrainer darstellen, die in Gabčíkovo untergekommen sind.
Als das Opernensemble im März 2023 ein beeindruckendes Benefizkonzert im Haus des Rundfunks in Berlin gab, erfuhr ich, dass dem Ensemble im Exil nur ein Keyboard zum Proben und für Konzerte zur Verfügung stand. Und wir handelten schnell: Die Carl Bechstein Stiftung schenkte einen C. Bechstein Konzertflügel, den ich nun an Igor Tuluzov, dem Direktor der Oper, auch offiziell übergeben durfte. In Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste – u.a. auch aus der Ukrainischen Botschaft in der Slowakei – gestaltete das Ensemble ein abwechslungsreiches Programm rund um den Flügel, das von Chopin und Beethoven über die ukrainischen Komponisten Samofalov und Skoryk bis zu Cole Porter und „Strangers in the Night“ reichte. Der C. Bechstein Konzertflügel thronte geradezu in dem kleinen Saal, in dem der Platz für Chor und Orchester mehr Raum einnahm als der Platz fürs Publikum.
In den Reden wurden viele Dankesworte gegenüber den Gastgebern in der Slowakai und gegenüber Bechstein gesprochen. Ich selbst erklärte Bechsteins uneingeschränkte Solidarität mit der Ukraine. Bechstein habe neben dem C Bechstein Salon in Kiew auch eine kleine Betriebsstätte in Puscha-Vodytsia in unmittelbarer Nachbarschaft zu Irpin und Butscha, die zu Beginn des Krieges getroffen und beschädigt und von unseren ukrainischen Mitarbeitern wieder aufgebaut worden sei. Bechstein ist also direkt von dem Überfall auf die Ukraine betroffen und wird auch in Zukunft eng und hilfreich an der Seite der Ukraine stehen!
Foto oben: Im Konzertsaal des Humanitären Zentrums in Gabčíkovo: mit Operndirektor Igor Tuluzov, der Mitarbeiterin der Ukrainischen Botschaft und weiteren Ehrengästen.
Fotos © Mitarbeiter der Oper Charkiv
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