Johann Baptist Streicher
1834, Wien
Hammerflügel
Oberschlägige Instrumente gibt es in der Klavierbaugeschichte nur sehr selten. Lediglich vier Klavierbauer sind bekannt für deren Herstellung, nämlich Theodor Stöcker in Berlin, Robert Wornum in London, Jean-Henri Pape in Paris und Johann Baptist Streicher in Wien. Sie erfanden jeweils Mechaniken, bei denen die Hämmerköpfe von oben auf die Saiten fallen, statt, wie üblich, von unten hochgestoßen zu werden. Die Idee ist gut, da man die Schwerkraft nutzt, um den Hammerkopf zur Saite zu bringen, nur muss dieser anschließend kontrolliert wieder hochbefördert werden, was bei diesem Modell mithilfe komplizierter Metallfeder-Konstruktionen geschieht. Der Flügel spielt sich äußerst leicht und geschmeidig, ein großer Vorteil dieser Art Mechanik.
Zurzeit der Entstehung dieses Instruments waren Johann Baptist Streicher und Conrad Graf die berühmtesten Klavierbauer Wiens. Während Graf eher altmodisch agierte und seine Instrumente Jahrzehnte lang nach demselben Konzept baute, war Streicher ein richtiger Tüftler, der viel mit seinen Mechaniken experimentierte. Und so ist es nicht verwunderlich, dass er es war, der diese außergewöhnliche Mechanik entwickeln konnte.
Details
3-pedalige Lyra:
– Verschiebung um eine Chorsaite,
– Verschiebung um 2 Chorsaiten,
– Dämpfer
2020-2021 umfassend restauriert von J.C. Neupert, Hallstadt