
Der Name John Broadwood präsentiert die wohl wichtigste Klavierfabrik aus England. Er wurde am 1732 in der schottischen Gemeinde Cockburnspath, Grafschaft Berwickshire, geboren und erlernte wie sein Vater James Broadwood den Beruf eines Möbel- und Kunsttischlers. Im Jahre 1761 wanderte Broadwood in das nahezu 600 Kilometer entfernte London aus, um dort für den Cembalbauer Burkhardt Tschudi (1702 in der Schweiz geboren, 1773 in London gestorben, anglifiziert Burkat Shudi) zu arbeiten. Dieser machte ihn 1770 zu seinem Geschäftspartner und übertrug ihm 1771 zusammen mit seinem gleichnamigen Sohn (1738 –1803) sowie seiner Tochter Barbara (1749 –1776) – die John Broadwood inzwischen geheirat hatte – die Geschäftsführung. Ab 1772 war Broadwood alleiniger Geschäftsführer des Unternehmens. Nach dem Tode Tschudis 1773 ging die Firma an Sohn, Tochter und Schwiegersohn John über. 1783 übernahm er auch die Firmenanteile seines Schwagers.
Zusammen mit Robert Stodart, einem vormaligen Lehrling und späteren Klavierstimmer bei Tschudi und Broadwood, wird Broadwood zugeschrieben, die „Englische Mechanik“ des niederländisch-englischen Klavierbauers Americus Backers perfektioniert zu haben, welche bei einigen Klavierbauern nahezu unverändert etwa 70 Jahre – in Broadwoods Falle sogar mehr als 100 Jahre lang – mit einigen Detailverbesserungen bis ins frühe 20. Jahrhundert zu Teilen weiter in Gebrauch war, auch wenn es aus Frankreich nach dem Patent von Sébastian Érard seit 1821 bereits Besseres gab. 1793, in einer Zeit, als die Verkaufszahlen der Klaviere diejenigen der Cembali von Broadwood and Sons überstiegen, stellte John die Cembalofertigung ein.
Am 17. Juli 1812 starb John Broadwood in London, zu einer Zeit, als seine Firma florierte. Das Unternehmen Broadwood and Sons ging in die Hände seiner Söhne James Shudi Broadwood und Thomas Broadwood über, die es schließlich zur weltweit ersten Klavierbaufirma mit Massenfertigung nach den Prinzipien der später von Frederick Winslow Taylor formulierten Arbeitsteilung umgestalteten.
Details
Lyra mit drei Pedalen:
– links: Verschiebung, ist über einen Hebel am rechten Klaviaturbacken auf „due corde“ bzw. „una corda“ einstellbar
– mitte: Dämpfer
– rechts: Dämpfer (Diskant)
- 1993 restauriert von Claude Mercier-Ythier, Paris
- 2020 restauriert von Georg Ott, Kirchensittenbach