Jedes Jahr präsentieren Stipendiatinnen und Stipendiaten der Carl Bechstein Stiftung ihr Können in einem gemeisamen Konzert. Dieses Jahr gastierte die Stiftung mit ihrem Jahreskonzert allerdings im Rokokosaal des Stadtschloßes Eisenach. Es war der erste gemeinsame Auftritt der drei neuen Stipendiaten, die seit 2020 von der Carl Bechstein Stiftung gefördert werden.
Und der Jüngste, Vincent Heeren, Jahrgang 2009, eröffnete klassisch mit Mozarts a-Moll-Sonate KV 310. Danach beeindruckte der Jungstudent von Henri Sigfridsson (Folkwang Universität der Künste) mit Liszts „Waldesrauschen“ und „Gnomenreigen“, welche er mit viel Klangsinnlichkeit und Kantabilität beseelte. Mit Chopins Grande Valse Brillante op. 18 versetzte er das Publikum in einen schwindelerregenden Walzer-Rausch.
Adele-Marie Schäfer, Jahrgang 2006, die von Mirjana Rajic am Sächsischen Landesgymnasium für Musik in Dresden unterrichtet wird, huldigte mit dem Prélude aus der Englischen Suite Johann Sebastian Bach, der in Eisenach geboren und getauft wurde. Ihr strukturell klares und interpretatorisch überlegenes Spiel war aber auch bei Mozarts Allegro aus der B-Dur-Sonate KV 333 und vor allem bei Carl Maria von Webers am Ende immer wieder überraschender „Aufforderung zum Tanz“ ein Genuss. Mit Rihards Dubras C-Dur-Etüde setzte sie einen virtuos-modernen Akzent.
Nach der Pause setzte Odric Aurelian Gaspers, Jahrgang 2005, den Reigen herausragender Leistungen fort. Der Jungstudent von Konrad Engel an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin atmete mit Schumanns Drei Romanzen op. 28 und drei aus den acht Etudes-Tableaux op. 33 von Rachmaninow den Geist der Romantik und ließ eine gestalterische Reife und Durchdringung walten, die man einem so jungen Pianisten eigentlich nicht zugetraut hätte.
Auch die lokale Presse war begeistert:
„In den aufgeführten Werken von Bach, Mozart, Liszt, Chopin, Schumann und Rachmaninow wurde gewissermaßen der gesamte Kosmos barock-klassisch-romantischen Tastenspiels umrissen und zu vielfarbig schillernden Sternbildern zusammengesetzt. So verblüffte Adele-Marie Schäfer dank ihres wunderbaren Legatospiels in Bachs Geburtsstadt Eisenach nicht nur mit dessen Englischer Suite Nr. 3, sondern auch mit der zeitgenössischen Etüde C-Dur des lettischen Komponisten Rihards Dubra, Jahrgang 1961. Mozart sei für Kinder zu leicht und für Erwachsene zu schwer, heißt es landläufig: Vincent Heeren brillierte gerade in der berühmten Sonate a-Moll, KV 310, seine Klangdeutung hatte den angemessenen Tiefgang. Nicht minder intensiv musizierte Odric Aurelian Gaspers Robert Schumanns Drei Romanzen op. 28. Odric Gaspers ließ die perlenden Akkordbrechungen nicht nur einfach laufen, sondern gab insbesondere im mit „Einfach“ überschriebenen Mittelsatz dem Werk einen zeitlosen Mittelpunkt.“
Quelle Eisenach Online, 7. Juli 2021
Wir freuen uns auf weitere Konzerte in Eisenach!