Premiere bei „Klassik in Spandau“: Erstmals erklangen am Samstag, dem 20. November 2021, die historischen Tasteninstrumente der Sammlung der Carl Bechstein Stiftung. Lucas Blondeel führte gemeinsam mit dem Restaurator Georg Ott durch die Sammlung und brillierte anschließend zusammen mit seinen Kolleginnen und Kollegen des ensemble1800berlin im neuen Carl Bechstein Saal.
Das ensemble1800berlin rund um die Musikwissenschaftlerin und Flötistin Dr. Andrea Klitzing widmet sich der historischen Aufführungspraxis spätbarocker, klassischer und frühromantischer Werke – eben solcher Werke, die im großzügigen Rahmen um das Jahr 1800 entstanden, und die von ihr im Rahmen einer Forschungsstelle an der Universität der Künste Berlin untersucht werden.
Das spannende Programm stand unter dem Titel „Mut zur Größe“ und präsentierte Orchesterwerke der klassischen Epoche bearbeitet für Klavierquartett. Das Ensemble, welches neben Andrea Klitzing an der Flöte aus Thomas Kretschmer, Violine, Patrick Sepec, Violoncello, und dem UdK-Professor und Pianisten Lucas Blondeel besteht, begann nobel mit Wolfgang Amadeus Mozarts Ouvertüre zur Oper „La clemenza di Tito“, führte den Bogen fort mit Ludwig van Beethovens dramatischer „Egmont“-Ouvertüre und beschloss den Abend nach der Pause mit dessen zweiter Symphonie.
Idee dieser Umsetzung war es, symphonische Stücke, die zur Zeit ihrer Entstehung nicht unbedingt in ihrer orchestralen Fassung, ja dem meisten Publikum ausschließlich in kammermusikalischen Bearbeitungen bekannt waren, so vorzuführen, wie sie ursprünglich Gehör fanden. Und so verband sich der Klang der frisch restaurierten Instrumente der Sammlung der Carl Bechstein Stiftung vorzüglich mit dem der historischen Streich- und Blasinstrumente und entführte das Publikum in eine längst vergangene Zeit.
Zuvor wurde durch den Restaurator der Sammlung, Georg Ott, gemeinsam mit Hammerflügelexperte Lucas Blondeel durch die Sammlung geführt. Aus nächster Nähe waren Instrumente wie ein Clavichord aus dem 18. Jahrhundert oder ein prunkhafter Konzertflügel der Firma Pleyel aus dem 19. Jahrhundert zu hören und zu bestaunen, aber auch Wiener und Englische Mechaniken wurden vorgestellt und Anekdoten aus der Provenienz der Instrumente berichtet. Mit Freude erzählten die beiden Experten von ihrer spannenden Arbeit und bereiteten ihr Publikum hervorragend auf das anschließende Konzert vor.
Für das Konzert selbst wurden von Georg Ott und Lucas Blondeel zwei Instrumente ausgewählt: für Mozart ein Hammerflügel der englischen Firma Broadwood aus dem Jahr 1808, der klar und fein dem edlen Stil des Wiener Meisters wunderbar gerecht wurde. Für die Werke Beethovens, sowie einem kleinen Interludium Lucas Blondeels mit Haydns f-Moll-Variationen Hob. XVII/6, wurde ein weiterer Hammerflügel, diesmal aus dem Jahr 1834 vom Wiener Klavierbauer Johann Baptist Streicher ausgewählt, dessen Klang warm und sonor ein komplett anderes Klangbild entwarf. Lucas Blondeel verstand es wunderbar, die verschiedenen Stärken dieser beiden Instrumente hervorzuheben, und mit beeindruckender Präzision zu gestalten.
Ein klanglich einmaliger Abend war das Ergebnis. Um es in den Worten des Restaurators der Instrumentensammlung Georg Ott zu sagen:
„So etwas Besonderes haben wir alle noch nie gehört.“