Im April, zwei Monate nachdem die Ukraine überfallen wurde, war es nur eine Idee von Lev Zakopets, dem Leiter des Staatlichen Musikgymnasiums im ukrainischen Lviv. Nun wurde es Wirklichkeit: Das neugegründete Eastgate Youth Orchestra absolvierte im polnischen Schloss Muhrau die erste Arbeitsphase und ging dann auf eine kleine Tour nach Berlin, Dresden, Poznan und Rogalin.
Das neue Eastgate Youth Orchestra besteht aus Schülerinnen und Schülern der Spezialschulen für Musik in Poznań (Polen), Lviv (Ukraine) und Berlin (Musikgymnasium Carl Philip Emanuel Bach, Deutschland). Beim Konzert im Großen Saal der Musikhochschule Carl Maria von Weber in Dresden kamen mit Adele Schäfer (Stipendiatin der Carl Bechstein Stiftung) und den zwei ukrainischen Pianistinnen Sofiia Zakharova und Oleksandra Vodolasova noch drei Schülerinnen des Sächsischen Landesgymnasiums für Musik Dresden mit Solobeiträgen hinzu, die den C. Bechstein Konzertflügel D 282 wunderbar zum Klingen brachten.
Das deutsch-polnisch-ukrainische Streichorchester begeisterte unter der Leitung von Zoya Nevgodovska mit einem Programm, das von der Barockmusik über die Romantik bis zur Moderne reichte. Und es ist erstaunlich, wie gut eingespielt das junge Ensemble bereits nach dieser einen Probenphase agierte. Den ersten Satz des Bach-Konzertes BWV 1056 meisterte die ukrainische Pianistin Vera Simkiv, während der polnische Trompeter Karol Lopinski mit Telemanns Trompetenkonzert in D-Dur TWV 51:D7 glänzte. Die 19 Streicher aus drei Nationen begeisterten zudem mit Mendelssohns Sreichersinfonie Nr. 8 sowie zeitgenössischen Werken des ukrainischen Komponisten Miroslaw Skoryk und des polnischen Komponisten Wojciech Kilar.
Die völkerverbindende Kraft der Musik wurde auf dieser Tour nicht so sehr beschworen, sondern auf kleinstem Raum gelebt. Denn die jugendlichen Musikerinnen und Musikern lernten sich bei den Probenphasen, der gemeinsamen Reise, auch bei den gemeinsamen Partys intensiv kennen, so dass aus drei nationalen Gruppen schnell eine einzige europäische wurde. Ein wichtiges Zeichen in dieser Zeit! Möge das Orchester zu weiteren Projekten aufbrechen – und in nicht allzu ferner Zukunft auch in Lviv auftreten können!