Eine gelungene Premiere: Professor Hubert Rutkowski und sein Meisterschüler Tomasz Ritter eröffneten im gut besuchten Carl Bechstein Saal in Spandau eine neue Reihe von Konzerten auf historischen Tasteninstrumenten, die von der Carl Bechstein Stiftung veranstaltet wird. Die Stiftung baut dort gerade eine der bedeutendsten Sammlungen historischer Tasteninstrumente auf und möchte damit die Geschichte des Klavierbaus anhand klingender Objekte erzählen.
Tomasz Ritter, der 2018 den ersten Chopin-Wettbewerb auf historischen Tasteninstrumenten in Warschau gewonnen hat, hatte für seine Konzerthälfte gleich zwei Hammerflügel ausgewählt: Er spielte ausdrucksstark Mozarts c-Moll-Fantasie KV 475 auf einem Hammerflügel von Joseph Brodmann (um 1795), der in der Werkstatt von Robert Brown bei Salzburg gerade mustergültig restauriert worden ist. Beethovens Andante Favori F-Dur WoO 57 und Schuberts Sonate a-Moll D 784 gestaltete er anschließend auf einem Hammerflügel von Mathias Müller (1810), der in der Werkstatt von Edwin Beunk zum historischen Schmuckstück geformt worden ist. Und es war erstaunlich, wie farbenreich und gleichzeitig wie unterschiedlich doch diese beiden Wiener Flügel klangen.
Hubert Rutkowski interpretierte Schumanns „Kinderszenen“ (komponiert 1838) auf einem Hammerflügel von Erard aus dem Entstehungsjahr der Komposition. Im Vorfeld erklärte er, dass er sich von Aufnahmen von zwei Clara-Schumann-Schülerinnen habe inspirieren lassen. Und in der Tat wurde eine solch freie und doch gleichzeitig überzeugende Interpretation dieses Schumann-Zyklus noch selten gehört! Der warme und grundtönige Klang des Erards passte natürlich auch bestens zu den Werken Chopins (Nocturne fis-Moll op. 48 Nr. 2, drei Mazurken und als Krönung das Fantaisie-Impromptu cis-Moll op. 66), die der polnische Pianist sehr klangsinnlich und elegant interpretierte.
Bereits vor dem Konzert konnten die Besucher in zwei Führungen die umfangreiche Sammlung historischer Tasteninstrumente der Carl Bechstein Stiftung in Berlin-Spandau kennenlernen. Die erste Führung gestaltete Georg Ott, der ständige Restaurator der Sammlung, im lockeren Dialog mit den beiden Pianisten des Abends. Die zweite Führung übernahm dann Edwin Beunk, der mit Riko Fukuda eine ebenfalls herausragende und auf historische Tasteninstrumente spezialisierte Pianistin an seiner Seite hatte!