Schulmusiker und Schulmusikerinnen werden an Musikhochschulen gelegentlich wahrgenommen als diejenigen, die vieles ein bisschen können, aber nichts richtig. Dass dieses Urteil täuscht, war nun in Weimar beim 16. Bundeswettbewerb Schulpraktisches Klavierspiel Carl Bechstein zu erleben.
Die 18 Teilnehmerinnen und Teilnehmer von zwölf deutschen Musikhochschulen und Universitäten bewiesen, dass sie vieles auf höchstem Niveau können, dass sie die Experten der Musikvermittlung sind, welche die wichtige Aufgabe erfüllen, Schülerinnen und Schüler frühzeitig für die Musik und das aktive Musizieren zu begeistern.
Der Wettbewerb für Schulpraktisches Klavierspiel unterscheidet sich bereits dadurch von den meisten Instrumentalwettbewerben, dass die Teilnehmer*innen in allen drei Runden ihre unterschiedlichen Fertigkeiten unter Beweis stellen können und so neben einem Gesamtpreis und verschiedenen Sonderpreisen auch noch drei Rundenpreise vergeben werden können.
Das Wettbewerbsprogramm ist dabei äußerst vielschichtig und anspruchsvoll: In der ersten Runde „Liedspiel“ mussten die jungen Musikerinnen und Musiker neben zwei vorbereiteten Titeln noch drei weitere Stücke kurzfristig vorbereiten und sich dabei am Klavier selbst sowie andere Sängerinnen oder Sänger begleiten – und das dann teilweise auch noch in Transposition. In der zweiten Runde stand die Begleitung eines klassischen Chorsatzes – in vier Systemen notiert – genauso wie das Begleiten eines in kurzer Klausur vorbereiteten Kunstliedes und das Ad-hoc-Begleiten nach Leadsheet auf dem Programm. Und in der dritten Runde ging es um Improvisationen über kurzfristig vorgelegte Gedichte, Bilder oder Tonreihen. Und die Vielseitigkeit der Improvisationen, von der freien Improvisation über die Gedichtvertonung bis zur vierstimmigen Fuge – bewies das enorme Können der angereisten Schulmusik-Studentinnen und -Studenten.
Der Wettbewerb unterscheidet sich auch insofern von vielen Instrumentalwettbewerben, als die Studentinnen und Studenten sich mit großem Applaus gegenseitig anfeuern und gegenseitig feiern: Das Miteinander steht hier vor dem Konkurrenzgedanken. Trotzdem wurden natürlich Gewinnerinnen und Gewinner gekürt und zahlreiche Preise vergeben: Der rundenübergreifende Gesamtpreis ging an Elias Smalko von der Hochschule für Musik Würzburg. Als Sieger der 1. Wertungsrunde „Liedspiel“ wurde Julius Hutzler (Würzburg) gekürt. Die 2. Wertungsrunde „Partitur- und Vom-Blatt-Spiel“ gewann Luisa Steg von der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar, die zusätzlich noch mit dem Publikumspreis ausgezeichnet wurde. Der Preis für die 3. Wertungsrunde „Improvisation“ ging an Anna Bilo von der Hochschule für Musik Mainz.
Neben dem Gesamtpreis und den Rundenpreisen vergab die Jury unter Vorsitz von Prof. Dr. Ortwin Nimczik auch eine Reihe von Sonderpreisen. Den Sonderpreis des Bundesverbands Musikunterricht (BMU) für ein hervorragend vorbereitetes und dargebotenes Volkslied gewann Max Jenkins (Detmold). Den Sonderpreis der Weimarer Musikhochschule für die besonders überzeugende Improvisation einer Fuge erspielte sich Daniel Sieler (Leipzig). Erstmals vergab die Carl Bechstein Stiftung als neuer Förderer des Wettbewerbs einen Sonderpreis für die besonders gelungene Umsetzung eines Textes in Songform, der an Sebastian Wappler (Dresden) ging. Last but not least gewann Marie Heckmann (Köln) den Sonderpreis der Jury für die ausgezeichnete Performance des eigenen Songs „Fliegen“.
Alle Preisträgerinnen und Preisträger begeisterten beim Preisträgerkonzert in der Musikhochschule. Den heimlichen Höhepunkt des Wettbewerbs bildete allerdings am Vorabend die Party mit allen Teilnehmenden des Wettbewerbs, der Jury, den helfenden Händen des Ausrichters und zahlreichen weiteren Professor*innen und Student*innen des Studienganges Schulmusik. Es wurde viel gesungen und (Klavier) gespielt – und in entspannter Atmosphäre eine starke musikalische Gemeinschaft gelebt, in der es nur Gewinner gab.
Fotos © Matthias Eimer